Die Geschichte der Theaterdynastie Millowitsch ist schon recht lang. Der Name taucht 1792 zum ersten Mal in Köln auf. Michael Millowitsch ist Lohkuchenhändler – die zu „Briketts“ gepressten Reste der ausgelaugten Eichen- und Buchenrinde aus den Gerbereien im Bergischen – und Puppenspieler. Wo er herkommt und wer ihm das Spiel mit den Stockpuppen beigebracht hat, ist unbekannt. Sein Sohn Franz Andreas Millowitsch übernahm von seinem Vater die Tradition des Puppenspiels. Zunächst nur im rechtsrheinischen Köln. Dort vertrieb er mit seinem kleinen, ambulanten Theater an der Deutzer Schiffsbrücke den Passanten die Zeit, die warten mußten bis ein Schiff vorbei gefahren war und die Brücke wieder für den Verkehr geöffnet wurde.

Der nächste Millowitsch - Josef Caspar (1830 - 1867) bezog schon ein festes Haus in Köln und ging darüber hinaus bereits mit seinem Vater im gesamten Rheinland auf Tournee. Ihr Hänneschenpuppentheater erfreute die Menschen auch außerhalb der Domstadt. Dessen Sohn wiederum, Wilhelm Josef, revolutionierte das Millowitsch-Theater.

Wilhelm Josef Millowitsch (1854-1909) ließ anstelle von Stockpuppen richtige Schauspieler agieren und erweiterte das Programm. Neben den bewährten Traditionsfiguren des Stockpuppentheaters wie "Hänneschen" oder "Bestevater" wurden zunehmend Stücke aufgeführt, die der Mode der Zeit entsprachen. Glänzend gebaute Schwänke, Adaptionen der Weltliteratur oder Parodien aktueller Schauspiel-Novitäten hielten Einzug in das Repertoire der Bühne.

Insbesondere die "große Revue" begeisterte die Menschen. Als berühmteste Produktion des Millowitsch-Theaters dieser Jahre gilt die Revue "In 80 Tagen um die Erde".

Nach Wilhelms Tod übernahm seine Frau Emma Millowitsch (1861-1930) die Leitung der Spielstätte. Die "kölsche Duse" hatte zuvor die weiblichen Hauptrollen der Millowitschbühne gespielt und sorgte nun für die endgültige Etablierung des Namens "Millowitsch" und des dazugehörigen Theaters.

Emmas Sohn Peter Wilhelm Millowitsch (1880-1945) wurde 1920 mit der Direktion des Unternehmens betraut. In den krisenhaften Zeiten der Depression und Inflation mußte er den mehrfachen Umzug des Theaters veranlassen. Die Millowitschs und ihre Schauspieler wechselten vom Kristallpalast in die Schildergasse und danach in die Ehrenstraße.

Erst 1936 wurde mit dem Einzug in das Coloniahaus an der Aachener Straße der noch heute bestehende Spielort gefunden.

Von der NS-Organisation "Kraft durch Freude" gezwungen, mußte sich das Ensemble mitsamt seinem Direktor im Zweiten Weltkrieg als "Fronttheater" verdingen und zur Truppenunterhaltung herhalten.

Im Krieg glücklicherweise weitgehend unbeschädigt geblieben, konnte das Theater, Dank der schnellen Hilfe des damaligen Oberbürgermeisters von Köln: Konrad Adenauer, bereits am 16. September 1945 wiedereröffnet werden. Die Resonanz war überwältigend: Nach den Jahren der Not und Entbehrung sehnten sich die Kölner nach Unterhaltung und begeisterten sich an der volkstümlichen Spielkunst der Millowitsch Bühne.

Schon während des Krieges hatte Lucy Millowitsch (1905 - 1990) von ihrem Vater Peter Wilhelm die Führung des Theaters übernommen und leitete es nun zusammen mit ihrem jüngerem Bruder Willy.

Willy Millowitsch (1909 - 1999) war Kölner Volksschauspieler und einer der bekanntesten deutschen Theaterschauspieler. Schon als Kind hatte sich Willy mehr für das väterliche Theater interessiert als für die Schule. Bereits 1922 wechselte er ohne Schulabschluss in den Schauspielerberuf. 1940 übernahm er die Leitung der väterlichen Bühne. Dabei war er sehr oft als Regisseur und Hauptdarsteller tätig. 1939 heiratete Willy Millowitsch Linny Lüttgen, die Ehe wurde später geschieden.

Am 28. September 1946 heiratete Willy Millowitsch dann Gerda Feldhoff und sie bekamen vier Kinder: Katarina, Peter, Susanne und Mariele. Bis auf Susanne haben die Kinder das Interesse an der Schauspielerei geerbt.

Nachdem bereits Ende der dreißiger Jahre mit dem neuen Medium Film erste Versuche gemacht wurden, sollte durch die Einführung des Fernsehens für das traditionsreiche Unternehmen Millowitsch eine weitere Innovation im Theater Einzug halten. Die Premiere fand am 27. Oktober 1953 statt: Als erste Livesendung aus der Aachener Straße konnten die Zuschauer an den Bildschirmen die Übertragung des Stückes "Der Etappenhase" mitverfolgen. Seither folgten mehr als 100 weitere Live-Auftritte des Kölner Ensembles, die den Namen Millowitsch weit über die Grenzen der Domstadt bekannt gemacht haben.

Seit 1996 ist Willys Sohn Peter Millowitsch für die Geschicke des Millowitsch-Theaters verantwortlich. Wie sein berühmter Vater auch spielte er bereits in jungen Jahren seine ersten Rollen. Nachdem er die Schauspielschule in Hamburg erfolgreich absolviert hatte, kehrte er an die Aachener Straße zurück und wurde festes Mitglied des Ensembles. Peter und seine Schwester Mariele setzen die große Theater- und Schauspieltradition des Hauses inzwischen in siebter Generation fort.

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